Intension:
Beim Beobachten winterlicher Süddachflächen in unseren Breiten ist es erkennbar, dass die Sonnenstrahlung gerade auch nach starkem Nachtfrost den dort liegenden Schnee abtaut. Diese Beobachtung ist sehr interessant, da für den Wechsel des Aggregatzustands von Eis zu Wasser die über siebzigfache Energiemenge der normalen Erwärmung pro Grad benötigt wird. ( Um 1 kg Eis zu schmelzen von 0°C auf 0°C werden 334 kJ benötigt, um 1kg Wasser um 1° C erwärmen werden 4,2 kJ benötigt) So gehen sehr große Energiemengen ständig ungenutzt verloren.
Die Idee, ein Gebäude mit einer Art Gewächshaus zu umhüllen, um auf diese Weise einen Luftkollektor auszubilden, erschien mir aus architektonischer Sicht reizvoll. Der Luftkollektor: Eine Glasabdeckung und eine Luftschicht dahinter vor einem dunklen Hintergrund erzeugt aufsteigende Warmluft.
Nach intensivem Studium dieses Themas erschlossen sich noch mehr Vorzüge. Mit Erwerb des Gebäudes konnte der Selbstversuch beginnen.
Die Anlage wurde zur Nutzung der durchschnittlich 30 - 50Watt/qm Einstrahlung, die es im Dezember und Januar gibt, ausgelegt. Wird die Einstrahlung mit genügend Absorptionsfläche multipliziert, so entsteht eine ausreichende Tagesleistung für gut gedämmte Gebäude. Mit dieser Systematik wird durchaus ein dem Passivhaus vergleichbarer Standard erreicht. Die Jahresbilanz 2008-2009 zeigt einen zusätzlichen Brennholzverbrauch von weniger als zwei Raummeter. Dies sind ca. 2400 KWh und entspricht ca. 200 Lietern Heizöl. Zusätzlich fallen elf Euro Stromkosten pro Monat für den Betrieb der Ventilatoren und Umwälzpumpen an. Zusammen ergibt dies einen Energieverbrauch von 19,1 KW h/qm und Jahr.
Nutzung der Warmluft:
Begründung der Jury:
"Das Gebäude zeigt einen interessanten, experimentellen Ansatz zur energetischen Ertüchtigung eines einfachen Wohnhauses im dörflichen Kontext. Die vorhandene Bausubstanz wird dabei weitgehend integriert und mit einer zweiten, wärmegedämmten Fassade sowohl im Wand- als auch im Dachbereich umhüllt. Der entstehende Luftkollektor liefert den großen Teil der benötigten Energie. Dieses Konzept ist durch das gewählte Material Polycarbonat prägnant zu erkennen und stellt einen ungewöhnlichen, aber interessanten Beitrag zur Energieoptimierung alter Gebäude dar".
Veröffentlichungen / Auszeichnungen:
- Vortrag bei "Zukunft Altbau, 2010" in Zusammenarbeit mit Carmen Mundorff, Dipl.-Ing. Architektin, Bereichsleiterin Architektur und Medien der Architektenkammer Baden-Württemberg
- Veröffentlicht auf der Landesgartenschau in Nagold auf den Tafeln der Architektenkammer Baden-Württemberg mit dem Thema "Nachhaltiges Bauen".
- "Baden-Württemberg macht sich klimafit" Hauptpreis in der Kategorie "Erneuerbare Energien" Eine Auszeichnung der Bausparkasse Schwäbisch Hall und der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg, März 2011
- Isover Energie Award 2013, Anerkennung
- Publiziert im "Isover best-of-book 2013"
- Publiziert in "Energie Kompakt, 1-2 2013". Autor ist Achim Pilz von Bau-Satz.net
- Bund-Jahrbuch 2013 - Ökologische Bauen und Renovieren auf den Seiten 76, 77 und 78. Autor ist Achim Pilz von Bau-Satz.net
- Deutsche Bauzeitschrift: Energie Spezial 11/2014
- Artikel: Die Bauphysik des Luftkollektors, Solare Luftheizsysteme und -konstruktionen Prof. Dr.-Ing. Angèle Tersluisen, M.Sc. Kamyar Nasrollahi, Kaiserslautern http://www.dbz.de/media/downloads/energie-spezial-2014-11.pdf
- „Untersuchung zur rechnerischen Bilanzierung solarer Luftheizsysteme und - konstruktionen"
Projektleitung:
Technische Universität Kaiserslautern
Fachbereich Architektur
Fachgebiet Hauskybernetik Jun.Prof. Dr.-Ing. Angèle Tersluisen, M.Sc. Kamyar NasrollahiKooperationspartner:
Technische Universität Kaiserslautern Fachbereich Architektur Fachgebiet Baukonstruktion 3 Prof. Johannes Modersohn
Dipl.-Ing. Felix Reiter, Architekt
Technische Universität Darmstadt El-Lissitzky-Str. 1, 64287 Darmstadt Fachbereich Architektur / Fondation Kybernetik Prof. Dr.-Ing. Annette Rudolph-Cleff, Prof. Günter PfeiferForschungsbericht: http://www.irbnet.de/daten/rswb/16059011282.pdf
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